Jeannette Braun Giampellegrini
Jeannette Giampellegrini wurde am 25. Juni 1938 in Differdingen, im Süden von Luxemburg, geboren und verbrachte ihre Kindheit in Niederkorn. Sie entstammt einer aus Italien eingewanderten Arbeiterfamilie, in der sowohl väterlicher- wie mütterlicherseits mit Leidenschaft musiziert wurde. Ihr Vater, Antonio Giampellegrini, der Stahlarbeiter im Differdinger Stahlwerk der HADIR war, hatte in der Musikschule Esch (Esch/Alzette) und am Konservatorium in Luxemburg seine Musikausbildung absolviert. Er spielte Kontrabass, Saxofon und Geige und war Orchestermusiker im Cercle Symphonique in Esch. Die Mutter, Fernanda Gallo, Emailmalerin in der Manufaktur Émaux de Longwy, liebte das Singen. Die männlichen Mitglieder der Familie väterlicher- und mütterlicherseits bildeten ein Tanzorchester, das jeweils sonntags nachmittags bis spät in die Nacht zum „Thé dansant“ aufspielte (Foxtrott, Tango, Walzer).
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs begann der Vater seine siebenjährige Tochter in Musik zu unterrichten und kaufte ihr ein Klavier, damit auch sie, als einziges weibliches Mitglied, im Familienorchester mitwirken konnte. Knapp zwei Jahre später schrieb er sie in die Escher Musikschule ein, wo sie die Solfège-Klasse von Louis Petit und die Klavierklasse zuerst von Eléonore Deloos und später von Jean Dax besuchte. Mit 11 Jahren erhielt sie den „Premier Prix“ und mit 14 bereits den „Prix Supérieur“ in Klavier, beide Male mit der höchsten Punktezahl. Auf den Wunsch von Jean Dax hatte sie das Spielen von Unterhaltungsmusik aufgegeben.
Im Jahre 1953 entdeckte der damalige Direktor des Pariser Konservatoriums und Komponist Claude Delvincourt während eines Aufenthaltes in Luxemburg das Talent der jungen Pianistin und lud sie zu einem Vorbereitungsstudium am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Paris ein. Im Oktober desselben Jahres zog die Fünfzehnjährige allein nach Paris, wo sie in einer Pension für berufstätige, alleinstehende Frauen bei den Soeurs de Saint-Vincent de Paul unterkam und von Joseph Benvenuti und seiner Assistentin Simone Druilhe-Darrieulat unterrichtet wurde. Für das achtstündige Üben in der unbeheizten Unterkunft hatte ihr die Mutter fingerlose Handschuhe gestrickt. Nach einer zweijährigen Vorbereitungsphase, während der sie vor allem ihre Technik verfeinerte, wurde sie nach Bestehen von zwei Wettbewerben offiziell am Pariser Konservatorium als reguläre Studentin aufgenommen. Zu ihren Lehrer:innen zählten Joseph Benvenuti (Klavier), Elsa Barraine (Blattspiel und „harmonie pratique“), Jean Hubeau (Kammermusik), René Duclos (Solfège) und Norbert Dufourcq (Musikgeschichte). Ihre Freundin und Mitbewohnerin in der Pension war die spätere bekannte Opernsängerin Andréa Guiot, die sie während des Studiums öfters begleitete. Auch René Duclos schätzte ihre Talente des Blattspiels, so dass sie regelmäßig die Solfège-Klasse am Konservatorium begleitete. 1958 schloss Jeannette Giampellegrini ihr Musikstudium mit Erfolg ab.
Nach ihrem Studium blieb sie noch für zwei weitere Jahre als Korrepetitorin der Opéra comique in Paris, assistierte u. a. Roberti Benzi bei seinen Debütaufführungen der Oper Carmen und arbeitete mit Sänger*innen wie Jane Rhodes zusammen. 1960 kehrte sie nach Luxemburg zurück, wo sie zunächst als Ersatzlehrerin in verschiedenen Musikschulen tätig war. Schnell wurde sie zu einer vielgefragten Klavierbegleiterin und Solistin und arbeitete u. a. regelmäßig mit dem RTL-Orchester zusammen (siehe: Konzertprogramme, Presse, Musik). Im Musikstudio von Radio Luxemburg wurden zahlreiche Aufnahmen mit ihr aufgezeichnet, u.a. Uraufführungen von Werken von Claus Krumlovsky. Die Pianistin ist auch Widmungsträgerin von Klavierwerke (Claus Krumlovsky: Sonatine Op. 6.1; Walter Civitareale : Un salut lointain). Jeannette Giampellegrini war 10 Jahre lang (1963-1973) festes Mitglied des von der Komponistin Lou Koster gegründeten Ensemble Onst Lidd. Zusammen mit vier Professoren des Escher Konservatoriums gründete sie das Quintette luxembourgeois, ein Bläserquartett mit Klavier von internationalem Ruf.
Nachdem sie an der Escher Musikschule (später: Escher Konservatorium) ab Dezember 1962 für fast drei Jahre als Ersatzlehrerin angestellt war, hatte sie 1965 zuerst einen festen Kontrakt als Klavierlehrbeauftragte erhalten, um schließlich 1967 eine Professur für Klavier anzutreten. 1968 heiratete sie Jean-Pierre Braun, Militärmusiker, Gründer der Jugendmusik Soleuvre und Dirigent der Harmonie de Soleuvre, den sie zuvor in Klavier unterrichtet hatte. Zwei Jahre später kam ihr Sohn Jean-Claude zur Welt, der heute als Dirigent der Militärmusik Luxemburg wirkt und ähnlich wie sein Vater die Harmonie de Soleuvre während mehr als 20 Jahren leitete.
Als Klavierlehrerin, mit einer eigenen ganzheitlichen und kindgerechten Methodik, war sie sehr beliebt. Sie war auch maßgeblich mitverantwortlich für die Ausarbeitung einheitlich geregelter Klavier-Lehrpläne für alle Musikschulen des Landes. Zu ihren Schüler*innen zählten u.a. Walter Civitareale, Isabelle Dominicy (spätere Frau von Jean-Claude Braun und Mutter der beiden Enkel von Jeannette Braun-Giampellegrini), Daniel Feis, Jeannine Huybrechts, Astrid Koemptgen, Astrid Künzer, Ria Lucas, Yolande Ludwig, Lynn Orazi, André Reichling, Claire Scholtes, Pierre Weber, Marcel Wengler. Isabelle Dominicy, Ria Lucas, Daniel Feis und Lynn Orazi wirkten später als Professor:innen am Escher Conservatoire. Im Herbst 1989 wurde sie zur stellvertretenden Direktorin ernannt, einen Posten, den sie bis zu ihrer Pensionierung am 1. Oktober 1998 innehielt. Am 8. April 2008 wurde die Musikerin als erste Frau für ihre musikalischen Leistungen mit dem Prix du mérite culturel der Stadt Esch/Alzette ausgezeichnet und am 14. Dezember 2010 verliehen der Bürgermeister Georges Engel und die Präsidentin der Kulturkommission Simone Asselborn-Bintz dem Ehepaar Braun-Giampellegrini den Sassenheimer Kulturpreis für ihren Einsatz für die Musikkultur der Gemeinde. Jeannette Braun-Giampellegrini spielt als 85-jährige noch immer täglich Klavier und wird weiterhin als Mitglied internationaler Jurys nach Metz, Brüssel und Nancy u.a. berufen.
(Zu den einzelnen Stationen ihres Lebens und Werdegangs siehe die Ausschnitte aus einem Gespäch zwischen Jeannette Braun-Giampellegrini und Lynn Orazi, aufgezeichnet unter der Regie von Anne Schiltz, sowie das Textdokument „Jeannette Braun-Giampellegrini erënnert sech“.)
Text und Redaktion der Webseite: Danielle Roster
Aufbau digitales Archiv Jeannette Braun-Giampellegrini (JBG): Džeila Adrovic, Kenza Kiwy, Sonja Kmec, Danielle Roster
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Claus Krumlovsky: Erster Satz der Sonate Nr. 1 für Klavier
Jeannette Braun-Giampellgrini (Klavier).
Aufnahme Radio Luxemburg, 26.2.1971
© CNA / CLT
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Robert Schumann: Leis‘ rudern hier, Text von Ferdinand Freiligrath
Raymond Henn (Tenor), Jeannette Giampellegrini (Klavier).
CD Raymond Henn: Frühe Aufnahmen. 1961-1970. Live-Aufnahme, 25.5.1962
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Jos Kinzé: Zweiter Satz der Serenade für Streicher und Klavier
Jeannette Giampellegrini (Klavier), Orchester RTL unter der Leitung von Carlo Kaufhold
Aufnahme Radio Luxemburg, 27.08.1964
© CNA / CLT
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Wolfgang Amadeus Mozart: Erster Satz des Quintetts KV 452
Quinette Luxembourgeois
Aufnahme Radio Luxemburg, 25.01.1965
© CNA / CLT
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Franz Schubert: Die Forelle, Text von Christian Friedrich Daniel Schubart
Sylvie Orazi (Sopran), Jeannette Giampellegrini (Klavier)
Aufnahme Radio Luxemburg, 22.03.1965
© CNA / CLT
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Claus Krumlovsky: Sonate für Oboe und Klavier
Norbert Mattern (Oboe), Jeannette Braun-Giampellegrini (Klavier)
Aufnahme Radio Luxemburg, 14.03.1969
© CNA / CLT
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Henri Pensis: Idylle, Text von Carlo Zimmer
Venant Arend (Tenor), Jeannette Braun-Giampellegrini (Klavier)
Aufnahme Radio Luxemburg, 29.1.1971
© CNA / CLT
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Claus Krumlovsky: Vif, dritter Satz der Sonatina für Trompete, Bassklarinette und Klavier
Lucien Lauer (Trompete), Marcel Heinen (Bassklarinette), Jeannette Braun-Giampellegrini (Klavier)
Aufnahme Radio Luxemburg, 12.2.1973
© CNA / CLT
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Jean Françaix: Scherzando, zweiter Satz, Klarinettenkonzert (1967)
Fernand Michaux (Klarinette), Jeannette Braun-Giampellegrini (Klavier)
Aufnahme Radio Luxemburg, 22.10.1973
© CNA / CLT
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Lou Koster: Wenn der Mond die Hügel verbrennt (aus: Hochsommer: Zwei Lieder nach Texten von Anise Koltz)
Béby Kohl-Thommes (Sopran), Jeannette Braun-Giampellegrini (Klavier)
Aufnahme Radio Luxemburg, 30.05.1979
© CNA / CLT
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Mikis Theodorakis: Andante mosso – Allegro, dritter Satz aus: Trio für Violine, Violocello und Klavier
Gisèle Nagy (Violine), André Navau (Violoncello), Jeannette Braun-Giampellegrini (Klavier)
Aufnahme Radio Luxemburg, 09.06.1987
© CNA / CLT
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Claude Debussy: La Chevelure, Text von Pierre Louÿs, aus: Trois Chansons de Bilitis
Annette Theis-Bisdorff (Alt), Jeannette Braun-Giampellegrini (Klavier)
Aufnahme Radio Luxemburg, 15.10.1990
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Manuel De Falla: Nana (anonym) aus: Sept Chansons Espagnoles
Annette Theis-Bisdorff (Alt), Jeannette Braun-Giampellegrini (Klavier)
Aufnahme Radio Luxemburg, 15.10.1990
© CNA / CLT
Jeannette Braun-GiampeLlegrini über Musik in ihrer familie
Auzug aus einem Gespräch mit Lynn Orazi vom 5. November 2021
Regie: Anne Schiltz, Kamera: Sascha Helsper, MEDIACentre, Son: Yves Melchior, CNA, Interview: Anne Schiltz und Danielle Roster
© MuGi.lu
Jeannette Braun-Giampellegrini erzÄhlt, wie es dazu kam, dass sie zum Klavierstudium nach Paris zog
Auzug aus einem Gespräch mit Lynn Orazi vom 5. November 2021
Regie: Anne Schiltz, Kamera: Sascha Helsper, MEDIACentre, Son: Yves Melchior, CNA, Interview: Anne Schiltz und Danielle Roster
© MuGi.lu
Jeannette Braun-Giampellegrini erzÄhlt von ihrem klavierunterricht in paris
Auzug aus einem Gespräch mit Lynn Orazi vom 5. November 2021
Regie: Anne Schiltz, Kamera: Sascha Helsper, MEDIACentre, Son: Yves Melchior, CNA, Interview: Anne Schiltz und Danielle Roster
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… von ihrem Musikunterricht bei elsa Barraine
Auzug aus einem Gespräch mit Lynn Orazi vom 5. November 2021
Regie: Anne Schiltz, Kamera: Sascha Helsper, MEDIACentre, Son: Yves Melchior, CNA, Interview: Anne Schiltz und Danielle Roster
© MuGi.lu
Jeannette Braun-Giampellegrini erzÄhlt vom Musizieren mit Lou koster
Auzug aus einem Gespräch mit Lynn Orazi vom 5. November 2021
Regie: Anne Schiltz, Kamera: Sascha Helsper, MEDIACentre, Son: Yves Melchior, CNA, Interview: Anne Schiltz und Danielle Roster
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Jeannette Braun-Giampellegrini zeigt ihre ersten klavierpartituren
Auzug aus einem Gespräch mit Lynn Orazi vom 5. November 2021
Regie: Anne Schiltz, Kamera: Sascha Helsper, MEDIACentre, Son: Yves Melchior, CNA, Interview: Anne Schiltz und Danielle Roster
© MuGi.lu
RTL-Sendung ‚Hei Elei‘ vom 16.01.1983
Vorgeschmack auf das Johannes Brahms Konzert vom 21.01.1983, Villa Louvigny: Geistiges Wiegendlied op. 91, Annette Theis-Bisdorff (Alt), André Naveau (Violoncello), Jeannette Braun-Giampellegrini (Klavier)
© CNA /CLT
RTL-Sendung ‚Stonn fir Lëtzebuerg ‘ vom 17.10.1998
Reportage über Jeannette Braun-Giampellegrini, die am Musikkonservatorium Esch/Alzette in den Ruhestand tritt. Mit Aussagen ihrer ehemaligen Schülerinnen Astrid Koemptgen und Isabelle Braun-Dominicy
© CNA /CLT