1877 – 1953
Helen Buchholtz
1877 in Esch/Alzette geboren, erblickte Charlotte Helena, genannt Helen, als fünftes und letztes Kind einer gut-bürgerlichen Familie das Licht der Welt. Mit Vater Daniel Buchholtz – Inhaber einer Eisenwarenhandlung und späterem Gründer der Brauerei Buchholtz –, Mutter Thérèse und ihren Geschwistern wohnte die junge Helen in einem Haus in der Avenue de la Gare (heute 22, boulevard John F. Kennedy). Über die Kindheit und Jugend der Buchholtz-Mädchen ist wenig bekannt, doch ist davon auszugehen, dass sie eine solide Grundausbildung erhielten, wozu auch Unterricht in Klavier, Geige und Solfeggio zählte. Da das Escher Konservatorium zu dieser Zeit noch nicht existierte, erhielt Helen aller Wahrscheinlichkeit nach Privatunterricht.
Nach ihrer Zeit im Mädchenpensionat in Longwy, das Helen Anfang der 1890er Jahre für einige Zeit besuchte, kehrte sie in ihr Elternhaus zurück. Wie ihr Neffe François Ettinger später berichtete, widmete sie hier nahezu ihre ganze Zeit dem Klavierspielen und dem Komponieren. Ein auf 1913 datiertes Ave Maria stellt ihr frühestes datierbares Werk dar.
1914, im Alter von 36 Jahren und damit für die damalige Zeit recht spät, heiratete Helen Buchholtz den deutschen Arzt Bernhard Geiger und zog zu ihm nach Wiesbaden. Hier führte das dort ansässige Kurorchester einige ihrer Werke auf. 1916 veröffentlichte Buchholtz im Escher Verlag Felix Krein ihre ersten Lieder, Vertonungen des luxemburgischen Dichters Siggy vu Letzeburg, gefolgt von drei weiteren Liedern, die in Wiesbaden erschienen. Nach dem plötzlichen Tod ihres Ehemanns 1921 blieb Buchholtz noch einige Jahre in Wiesbaden wohnen, bevor sie Mitte der 1920er eine Villa in Luxemburg-Stadt erwarb und in ihr Heimatland zurückzog. Die kinderlose Witwe war Zeit ihres Lebens finanziell abgesichert und ging nie einer Erwerbstätigkeit nach.
In den 1920er und 1930er Jahre erfreuten sich vor allem der Marsch Aus frohen Tagen und die IreValse für Harmonieorchester einer größeren Beliebtheit und wurden regelmäßig von der Militärmusik und der Escher Stadtmusik aufgeführt. Auch veröffentlichte die Komponistin weitere Werke; 1924 und 1936 Vertonungen von Willy Goergen, sowie 1927 drei Männerchöre.
Mit Do’deg Dierfer von Albert Elsen vertonte Buchholtz eines der eindrücklichsten Gedichte der luxemburgischen Nachkriegsliteratur. Das Lied wurde 1949 veröffentlicht und in der zeitgenössischen Presse außergewöhnlich ausführlich und durchweg positiv rezensiert; es stellt das letzte kompositorische Zeugnis der Komponistin dar.
Insgesamt hinterließ Helen Buchholtz ein umfangreiches Oeuvre von rund 140 Kompositionen, wobei sie einen Schwerpunkt auf Lieder für Singstimme und Klavier in deutscher und luxemburgischer Sprache, Werke für Soloklavier und Orchesterwerke legte. Nur ein Bruchteil ihres Schaffens wurde allerdings zu Lebzeiten rezipiert, in erster Linie ihre Lieder in luxemburgischer Sprache sowie ihre unterhaltenden Werke für Blasorchester – Musik die dem zeitgenössischen luxemburgischen Geschmack entsprachen. Ihr Klavierschaffen, darunter zahlreiche Sonaten und Charakterstücke, sowie die vielen Vertonungen deutscher Dichter:innen (allen voran von Anna Ritter) hielt sie hingegen Zeit ihres Lebens unter Verschluss. Sie wurden erst nach der Wiederentdeckung der Komponistin im Jahre 1998 eingespielt und im Rahmen mehrerer Konzerte regelmäßig zur Aufführung gebracht.
Text: Noemi Deitz
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Do’deg Dierfer für Singstimme und Klavier, Text von Albert Elsen
Mady Bonert (Sopran), Claude Weber (Klavier)
Track 9, CD Lieder Luxemburgischer Komponistinnen. Mélodies de compositrices luxembourgeoises. Helen Buchholtz (1877–1953). Lou Koster (1889–1973), Euterpe 2003
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Rosenmär für Singstimme und Klavier, Text von Nikolaus Welter
Gerlinde Sämann (Sopran), Claude Weber (Klavier)
Track 13, CD Und hab’ so große Sehnsucht doch… Lieder und Balladen von Helen Buchholtz im Dialog mit zeitgenössischen Komponistinnen, Solo Musica 2019
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Illusions für Singstimme und Klavier, Text von Marcel Noppeney
Gerlinde Sämann (Sopran), Claude Weber (Klavier)
Track 6, CD Und hab’ so große Sehnsucht doch… Lieder und Balladen von Helen Buchholtz im Dialog mit zeitgenössischen Komponistinnen, Solo Musica 2019
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Schlafe, ach, schlafe für Singstimme und Klavier, Text von Anna Ritter
Mady Bonert (Sopran), Claude Weber (Klavier)
Track 4, CD Lieder Luxemburgischer Komponistinnen. Mélodies de compositrices luxembourgeoises. Helen Buchholtz (1877–1953). Lou Koster (1889–1973), Euterpe 2003
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So gehn die Tage hin für Singstimme und Klavier, Text von Maidy Koch
Gerlinde Sämann (Sopran), Claude Weber (Klavier)
Track 5, CD 2 Und hab’ so große Sehnsucht doch… Lieder und Balladen von Helen Buchholtz im Dialog mit zeitgenössischen Komponistinnen, Solo Musica 2019
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Barcarolle für Klavier
Marco Kraus (Klavier)
Track 1, CD Helen Buchholtz. Piano Works, cpo 2011
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Nocturno für Klavier
Marco Kraus (Klavier)
Track 11, CD Helen Buchholtz. Piano Works, cpo 2011
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Sonate in cis-Moll für Klavier, 1. Satz
Marco Kraus (Klavier)
Track 12, CD Helen Buchholtz. Piano Works, cpo 2011
Klassik aktuell: „Ich bin in diese Musik Hineingewachsen“. D’Sopranistin Gerlinde Sämann iwwert d’Komponistin Helen Buchholtz
Sendung von Radio 100,7 am 05.04.2019, 14:10–14:15
KomponistIn vum Mount: D’Helen Buchholtz (1877–1953). D’Noemi Deitz schreift eng Dokteraarbecht iwwer déi Escher Komponistin
Sendung von Radio 100,7 am 15.05.2019, 11:10–11:20
Archiv Helen Buchholtz im CID Fraen an Gender
In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 13. Juli 2018
Le Salon de Helen Buchholtz
In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 13. Juli 2018
Helen Buchholtz – Komponieren als Frau im 20. Jahrhundert
von Hannah Schmidt
SWR Kultur, Treffpunkt Klassik
Sendung vom Montag, 15.4.2024 1005 Uhr
PÄdagogische Mappe
Diese Arbeitsmappe mit Anleitungen und Materialien wurde von Noemi Deitz zusammengestellt und kann gratis benutzt werden. Über Rückmeldungen würden wir uns freuen!
Daniela Höhn und Danielle Roster: Unterrichtseinheit für Grundschulen zu den Musikerinnen Lou und Laure Koster sowie Helen Buchholtz
in: Daniela Höhn und Danielle Roster: Komponistinnen entdecken. KeK – Kinder entdecken Künstlerinnen Band 1. Numéro spécial du Courrier de l’éducation nationale. Luxemburg 2006 (https://men.public.lu/dam-assets/catalogue-publications/courriers-de-leducation-nationale/numeros-speciaux/komponistinnen-entdecken.pdf).
Für den Klassenunterricht können die Hörbeispiele angefordert werden über: mugilu@uni.lu