1899 – 1986
Frida Salomon-Ehrlich
Die jüdische Dichterin und Komponistin Frida Ehrlich kam am 30. September 1899 in Herrlisheim (Bas-Rhin) im Elsass als Tochter von Heymann Ehrlich und Sophie Levy zur Welt. Als sie 10 Jahre alt war, starb ihre Mutter, kurze Zeit später ihr Vater. Verwandte aus dem nahegelegenen Offendorf nahmen sie auf. Hier entwickelte Frida eine enge Beziehung zu ihrer Cousine Rosette Rebekka Braun, die in Luxemburg ihre Schwägerin werden sollte.
Anfang der 1920er lebte sie in Paris in Le Toit familial, dem ehem. Home israélite pour jeunes filles, das von Adélaïde de Rothschild gegründet worden war. Vermutlich machte Frida dort eine Ausbildung zur Schneiderin. Im Heim wurde ihr Interesse für Literatur, Sprache und Musik gefördert und vertieft.
Im Jahre 1924 heiratete Frida Ehrlich in Dudelange Joseph Bruno Salomon (geb. 1898 in Diekirch; gest. 1953), den späteren Chorleiter der Synagoge und wurde Luxemburger Staatsbürgerin. Vier Jahre später brachte sie ihre Tochter Solange Sophie zur Welt. Ende 1932 zog die Familie in die Hauptstadt in den Stadtteil Belair. Dort bauten die Salomons ein Haus – zusammen mit Bruno Salomons Bruder Marcel und dessen Familie. Im Erdgeschoss richteten sie eine kleine Manufaktur für Herrenbekleidung ein, die sich erfolgreich etablierte.
Frida Salomon-Ehrlich schrieb Gedichte und Liedtexte. Zu einigen komponierte sie die Melodien. Sie schrieb aber auch Klavierlieder und Chormusik. Einige Werke von Frida Salomon-Ehrlich fanden ihren Weg in die Öffentlichkeit. Ihre Lieder wurden zwischen 1936 und 1939 gelegentlich auf Radio Luxemburg ausgestrahlt. Auch standen sie auf dem Programm von Konzerten, insbesondere zum Muttertag. Am 27. Januar 1940 wurde eine heute verschollene Gemeinschaftskomposition von Bruno und Frida Salomon-Ehrlich für Chor und Solo vom Chor der Synagoge von Luxemburg-Stadt vorgetragen, dies im Rahmen des Nationalfeiertags. Es könnte sich dabei aber ev. um das in Manuskriptform erhaltene Werk Fir Grossherzogins Geburtstag 1935 (siehe Rubrik „Schriftstücke“) handeln. Details über die Radiosendungen und Konzerte finden sich in der Presseauswahl. Frida Salomon-Ehrlich schickte auch der Großherzogin Charlotte ihre Verse zum Geburtstag (Nationalfeiertag) oder Muttertag. Die Großherzogin verhalf der Familie später zur Flucht in die USA, wie ihre Tochter Solange (Sonya Hartog) in einem Interview für die USC Shoah Foundation berichtete.
Am 15. Oktober 1941 konnte sich Frida Salomon-Ehrlich mit ihrer Familie im letzten Auswanderungs-Konvoi vor den Nazis retten, die die Kleiderfabrik „arisiert“ (enteignet) und die Salomons aus ihrem Haus vertrieben hatten. Sie flohen in einer mehrere Monate dauernden Odyssee über Paris, Barcelona und Lissabon in die USA. Aus Barcelona sendete eine Gruppe Luxemburger Flüchtlinge ein von Fri(e)da verfasstes Gedicht an die Großherzogin mit dem Passus „Sie ass, wat mir sinn… Emigrant“ („Sie ist, was wir sind… ein Emigrant“). Das Gedicht ist in der Rubrik „Schriftstücke“ abgebildet (siehe auch Schmitt-Kölzer 2021).
Die Familie lebte in New York, Columbus (Georgia) und Chicago. Frida fertigte Krawatten in Heimarbeit; ihr Mann Bruno, der ebenfalls komponierte, arbeitete als Schneider. Nach dem Krieg entschlossen sich die Salomons nach Luxemburg zurückzukehren. Frida komponierte wieder, und ihre Lieder wurden erneut auf Veranstaltungen gesungen. So auch bei den Muttertag-Konzerten der Jahre 1947 und 1949.
Da es Tochter Solange in die USA zurückzog, verließ Familie Salomon im Jahre 1951 Luxemburg endgültig. Frida fand zunächst Arbeit in einer Arztpraxis und war dann für 10 Jahre am Empfang des Mount Sinai Hospital in New York City tätig. Die ersten Jahre in den USA waren für sie musikalisch eine produktive Zeit. In den Jahren 1954 und 1955 ließ Frida (Frieda) Salomon-Ehrlich für vier ihrer Kompositionen ein Copyright eintragen, welches aber nicht erneuert wurde. Sie schrieb auch weiterhin Gedichte, unter anderem für die Eisenhowers und die Kennedys. Frida Salomon-Ehrlich starb im August 1986 in New York City.
Leider wurden keine historischen Aufnahmen von Frida Salomon-Ehrlichs Kompositionen gefunden, aber sie finden heute wieder Beachtung. So arrangierte die in Österreich lebende Yvonne Timoiano das Lied Zum Gedenken aus dem Jahre 1948 für Violoncello solo und spielte dieses am 15. April 2018 in Cinqfontaines/Fünfbrunnen zum Gedenken an den 75. Jahrestag der letzten Deportationen nach Theresienstadt und Auschwitz.
Text: Wolfgang Schmitt-Kölzer
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Das Lied „ZUM GEDENKEN“ von Frieda Salomon Ehrlich in einem Arrangement für Violoncello Solo von Yvonne Timoianu
Yvonne Timoianu (Violoncello)
Erstaufführung am 15. April 2018 in der Gedenkstätte Fünfbrunnen (Klenge Maarnicher Festival)
Jour des mères 1938 : Programme du Concert vocal organisé par la Chorale royale grand-ducale „SANG & KLANG“
Programm-Heft mit den Liedtexten zum Muttertagskonzert. Bibliothèque nationale de Luxembourg: LA 13609
INTERVIEW MIT SONYA HARTOG, GEB. Solange Salomon (1995)
Interview: Martha A. Frazer. Kamera: Isaac Feldman, Visual History Archive, USC Shoah Foundation, 1:55 min. Interview 5321 (Ansicht nach Anmeldung)
https://vha.usc.edu/testimony/5321